Ausstellung Lichterspiele am Gymnasium Langenberg
Wo Licht ist, ist auch Schatten – wenngleich dieses Sprichwort, das Goethe Götz von Berlichingen sagen lässt, ausdrücken soll, dass alles Helle, Positive auch seine dunkle Seite, die Schattenseite hat, ließen die Lichterspiele uns das Faszinierende auch der Schattenseite erahnen.
Denn zahlreiche Installationen der Lichterspiele spielten nicht nur mit dem Licht, sondern auch mit dem Schatten. Die Schlange derjenigen, die sich diese besondere Vernissage am Freitag, den 11.03.2022 um 19:00 Uhr bei einbrechender Dunkelheit ansehen wollte, erstreckte sich über den gesamten Bürgersteig bis hin zur Sporthalle der Schule, um Einlass ins PZ zu erhalten und die ersten Stationen zu sehen, zu hören und zu erleben.
Denn bereits an der Tür überraschte die Besucher ein musikalischer Empfang mit Geigen, Cello, Klavier, Xylophon und Klarinette dirigiert von Musiklehrerin Krisztina Sonder, um den Besucher mit dem eigens für die Ausstellung komponierten Stück „Space Neon (Dis)harmony“ auf die Ausstellung vorzubereiten und die Neontapewand, ein Kunstwerk der Q1 von Kunstlehrerin Laura Grönig, mit passenden Klängen zu illustrieren.
Dann trat man ins zunächst völlig dunkle Pädagogische Zentrum, um dort von einem schummerig erleuchteten Chor zur Klaviermusik, geleitet von Susanne Ottner, empfangen zu werden und den Klängen zu „This little light of mine“ zu lauschen, ehe es in einen Raum ging, wo Märchenszenen der 6. Klassen als Mobiles und Guckkästen gestaltet mit ihrem unheimlichen bewegten Schattenspiel faszinierten. Im nächsten Raum regte das dort präsentierte Kunstwerk „Tsunami – die Stille nach der Flut“, gestaltet vom Kunstkurs der Q1, gemischte Gefühle, zeigte die beleuchtete Skulptur aus Holzrahmen in Verbindung mit einem Kurzfilm, wie dieses Kunstwerk von Wassermassen bewegt wurde. Vielen Langenbergern wurde so sicherlich die Erinnerung an die Flutkatastrophe im vergangenen Sommer wachgerufen.
Tanzwerkstatt und Klänge
Weiter führte einen der Gang zu einer tänzerischen Darbietung der Schülerinnen der Tanzwerkstatt, geleitet von Nicole Siefert, in völliger Dunkelheit, wo sich nur erahnen ließ, dass die leuchtenden Regenschirme und Kugeln von Tänzerinnen zur Musik bewegt wurden. Alsdann führte einen der Weg zu klar konturierten Schatten beleuchteter Schablonen von Menschen in all ihren Facetten, dick, dünn, schwanger, wandernd oder tanzend, gefolgt von Schatten von Stillleben, deren Gegenstände auf Overheadprojektoren drapiert sich überlappend surreale Schattenbilder an die Wand warfen.
Betrat man nun den Flur, zogen die rockigen Klänge des Schlagzeugs und der E-Gitarre den Besucher magisch an, und man gesellte sich zu der bereits dort stehenden Menge, um sich dem so lange vermissten Festival- und Rockkonzertfeeling ein wenig hinzugeben und mit den bekannten Klängen mitzuwippen. Erst dann fiel der Blick auf die Großstadtkulisse, die die Musik begleitete, eine Installation der Q1, die Skyline of Products, die mit ihrer Werbekulisse an Großstädte wie Tokyo erinnerte.
Nur mühsam rissen sich die Besucher von der Rockmusikbegleitung der talentierten Fünftklässler los, um dann in den Innenhof ins Freie zu treten und die Kulisse der in allen Farben beleuchteten Bäume auf sich wirken zu lassen. Erst dann fiel der Blick auf das auf eine Leinwand projizierte Schattentheater, das die Geschichte des Prometheus erzählte, und auf die Skulptur, in deren Hintergrund in bewegten Bildern ein Atompilz aufstieg, Bilder, die den Betrachter schlucken ließen, wenngleich sie allenfalls angedeutet waren, aber ausreichten, diese Assoziation zu wecken und verdeutlichen sollten, wohin uns letztlich der Weg geführt hat, nachdem uns Prometheus das Feuer gebracht hatte – initiiert und gestaltet von Kunstlehrer Christoph Schuhknecht.
Theater und vielseitige Events
Wieder im Gebäude lockte eine kleine Theatervorstellung die Besucher in ein dunkles Klassenzimmer hinein, in dessen Mitte ein überdimensionaler Vogelbauer stand. „Bodymorphing“ stand auf der Tafel im Raum. Die Besucher setzten sich auf Stühle an der Wand, dann begann rasch die Vorstellung. Zu schauriger Musik bewegten sich zwei zombieartige dunkle Wesen aus der Unterwelt ausgestattet mit Leuchtkugeln an verschiedenen Körperteilen auf den Käfig zu, befreiten das darin gefangene Wesen, zerrten an ihm, bis es sich dann von ihnen lossagte und sich wieder in den Käfig einschloss. Das Publikum applaudierte nach dieser Vorführung begeistert, strömte aus dem Zimmer und machte Platz für die Besucher der nächsten Vorstellung. „Die Schülerinnen und Schüler des Kurses „Darstellen und Gestalten“ der 9. Klasse haben hier gezeigt, wie die Protagonistin im Käfig ihre dunklen Gefühle, Ängste und Sorgen ausschließt, sie schließlich doch zulässt und sich dann wieder vor ihnen rettet, indem sie sie wieder ausschließt.“, deutet ihre Lehrerin Angelika Stodt das Gesehene. „Die Schüler arbeiten beim Bodymorphing mit Verfremden von Körperformen und stellen hier eigene Themen und Interpretationen zu selbstgewählter Musik dar, sodass jede Vorstellung eine andere ist.“, ergänzt sie.
Wieder führte einen der Weg nach draußen, diesmal auf den dunklen Schulhof, der ebenfalls Schauplatz gleich mehrerer Darbietungen war. Schülerinnen lasen Gedichte und Geschichten auf Podesten in Ohrenbackensesseln unterm Lampenschirm, denen man lauschen konnte, Schüler der Chemie aus Klasse 8 und 9 präsentierten unter Aufsicht und Anleitung von Kerstin Spiecker, wie farbenfroh Eisenwolle und andere Chemikalien im Bunsenbrenner leuchten und Tänzerinnen und Tänzer der Tanzwerkstatt von Nicole Siefert und die Kulturentdecker der Klassen 5, die mit Knicklichtern ausgestattet sich zu Wald- und Wasserklängen bewegten und von denen sonst nur noch die Turnschuhe leuchteten, bannten die Blicke der Besucher mit Radschlägen und weiteren Tanzbewegungen. Viele Besucher machten Bilder von dem überdimensionalen Friedenszeichen auf dem Schulhof, das aus Teelichtern gestellt ein stimmungsvolles Bild gab und Hoffnung verbreitete.
Kunstprojekte und Ausstellungen
Wieder im Gebäude führte der Weg vorbei an Bildern der EF mit Farbspielen zu einem Kunstwerk, das auf die Plastikverschmutzung der Meere hinwies und dann zu einem Raum, der eine Hommage an Günther Uecker beherbergte und von dem Kunstkurs der EF hergestellt worden war, eine aus mehreren Elementen bestehende Skulptur am Boden, die vor allem aus Nägeln, Zahnstochern und Verpackungsmaterialien gestaltet war und durch die Beleuchtung interessante Schatten warf. Kunstlehrerin und Kunsthistorikerin Anne-Marie Keller brachte dem Besucher den Künstler Günther Uecker in ihrer lebhaften Art nahe, erzählte von seinem Spaziergang durch das zerbombte Berlin 1945 und wie er die Nägel und anderen zerbombten Kleinteile nutzte, um Kunst zu schaffen, die Schattenbilder erzeugt, in einer Zeit, wo keine Farbe vorhanden war und deswegen mit dem Schatten als Stilmittel zu arbeiten. Ein weiterer Raum zeigte Würfelboxen mit Stillleben, ein Kunstprojekt der Q1, das von Violinistinnen des Schulorchesters illustriert wurde.
Verließ man nun beeindruckt durch die Vielfältigkeit der Darbietungen und Kunstprojekte die Ausstellung, gaben die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen am Schulhofausgang einem die Chance, selbst zum Licht zu werden – indem man eine kleine Spende für die Tafel hinterließ, mit der man wiederum Gutes bewirken kann. Auch bekam man ein leckeres Rezept und ein Teelicht mit, das einem den Nachhauseweg leuchten konnte.
Begeisterung
Die Besucher zeigten sich begeistert von der Vielfältigkeit und Kreativität der Projekte von Schülerinnen und Schülern aus allen Jahrgangsstufen, wie etwa Besucherin Katharina Höpken-Peters: „Das war spektakulär! Großartig! Alle Stufen eingebunden und dabei künstlerisch, zeitlos und aktuell, poetisch und wild! Ich bin total begeistert von diesem phantastischen Abend.“
Und auch die Organisatorin Angelika Stodt, die zusammen mit Kunstlehrerin Laura Grönig die Ausstellung geplant und koordiniert hat, war sehr zufrieden, dass mehrere Hundert Besucher den Weg in die Ausstellung fanden und sich beeindruckt zeigten und äußerte sich erleichtert, dass das Gesamtprojekt so gut gelungen war: „Wir wussten selbst nicht, wie alle Aktionen zusammen wirken würden, und ob die Koordination wirklich klappen würde, da viele Schüler bei mehreren Projekten mitwirkten und letztlich hat es wie von Zauberhand funktioniert, dass alle Fünftklässler immer bereit standen, wenn ihre Vorführung begann. Alle haben so toll mitgeholfen, dafür bin ich sehr dankbar, sodass wir auch angedacht haben, ähnliche Projekte in den kommenden Jahren regelmäßig stattfinden zu lassen.“
Bericht von Jennifer Eikenberg
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